Energiepolitische Veranstaltung CDU Bad Wurzach

26.06.2023

05.05.2023 – Expertenrunde diskutiert Gebäudeenergiegesetz

Bad Wurzach - Wie ist die Wärmewende machbar? Die CDU Bad Wurzach hat dazu am Freitagabend bei der Firma BauGrund Süd zu einer Expertenrunde eingeladen. Das Interesse war groß.
Die Fragen von Moderatorin und CDU-Stadtverbandsvorsitzender Emina Wiest beantworteten Wärmepumpen-Experte Alois Jäger, Chef von BauGrund Süd, Heizungsbauer Daniel Kunz, Chef von Alvo-Service, sowie Wiests Parteikollegen Raimund Haser (Landtag) und Josef Rief (Bundestag).
Wenig überraschend übten die beiden Politiker harsche Kritik an der Bundesregierung. Deren Entwurf eines Gebäudeenergiegesetzes samt Verbot neuer Öl- und Gasheizungen ab 2024 sei eine „faktische Enteignung und ein Vertrauensbruch gegenüber Hausbesitzern“. Viele soziale Fragen blieben dabei offen. „Ich wundere mich, dass die SPD so einen Firlefanz mitmacht.“
Rief sprach davon, dass die Hausbesitzer nun für „das überstürzte Abschalten der Atomkraftwerke bezahlen“. Denn die führe zu einer Verknappung anderer Energiequellen und damit zu deren Verteuerung. Auf Atomkraft zu verzichten, Kohlekraftwerke aber zu betreiben, sei ökologisch unsinnig. Ebenso „grundfalsch“ sei es, Holz nicht als regenerative Energie anzuerkennen.
„Berlin kann nicht entscheiden, wie in Hauerz sinnvoll geheizt werden kann. Das wissen der Heizungsbauer und der Energieberater vor Ort viel besser“, sprach sich Haser gegen ein generelles Verbot von Gas- und Ölheizungen aus. Viel besser ist es seiner Ansicht nach, den CO2-Ausstoß weiter zu verteuern. „So fangen alle von selbst an zu sparen beziehungsweise ihre Heizung auszutauschen.“ Das Betriebssystem vorzuschreiben, brauche man dabei aber nicht.
Gleichzeitig müsse man „unsere Erneuerbaren in den Griff bekommen“, so Haser. Denn wenn Wärmepumpen mit Strom aus Kohle oder Gas betrieben werden, wie es derzeit sehr oft der Fall ist, „ist das trotzdem eine dreckige Heizung“. Der Landtagsabgeordnete plädierte für die Energiewende, „um nicht mehr von Leuten abhängig zu sein, mit denen ich eigentlich nicht mal in einem Raum sitzen wollte“.
Soweit die Politik. Für den praktischen Teil der Diskussion waren Jäger und Kunz zuständig. Der Alvo-Service-Geschäftsführer berichtete von stark verunsicherten Kunden. „Einige haben Torschlusspanik, andere sind verärgert, aber andere sehen das Ende auch als Chance und Motivation.“ „Öl- und Gasheizungen jetzt auszutauschen, das boomt derzeit bei der Weishaupt-Gruppe“, erzählte Jäger, dessen auf Erdwärme spezialisiertes Unternehmen Teil der Gruppe ist, über den Trend bei den Kunden.
Kunz kann sich auch nicht vorstellen, wie Millionen von Wärmepumpen in kurzer Zeit in Bestandsgebäuden installiert werden sollen. „Es gibt Lieferprobleme, die Herstellung wächst nur langsam, dazu kommt der Fachkräftemangel.“ Gleiches gelte für die vorgeschriebenen regelmäßigen Betriebsprüfungen der Wärmepumpen: „Nicht zu machen.“ Wenn die Anzahl Neubauten abnehme, was sich gerade abzeichne, sei im Bestand aber mehr zu machen als bisher, räumte er ein.
Doch sind Wärmepumpen überhaupt für Bestandsgebäude geeignet, fragte Wiest den BauGrund-Süd-Geschäftsführer. „Wenn Dach und Fenster einigermaßen saniert sind, ist es möglich“, so Jäger. Und zwar auch mit normalen Heizkörpern, die aber eine ausreichende Größe haben müssen.
Alleine auf eine Wärmepumpe zu setzen, dazu rät Jäger aber nicht. Um eine Hybridlösung, also Holz oder Gas als Ergänzung an besonders kalten Tagen, „werden wir nicht herumkommen, vor allem in Ballungsgebieten. Gas wird nicht ganz verschwinden.“ Die Kosten für eine Erdwärmepumpe gab Jäger mit etwa 50.000 bis 55.000 Euro für ein 12-KW-Bestandshaus an, stets sei mit etwa 1500 Euro pro KW zu rechnen.
Kurz gestreift wurde noch die Rolle des Stromnetzes. Je mehr Wärmepumpen ohne eigene PV-Anlage auf dem Dach betrieben werden, desto mehr wird es belastet. Und dafür seien die heutigen Stromnetze nicht gemacht, stellt Haser fest. „Unser Netz packt es nicht, wenn alle Pumpen daraus betrieben werden.“ Auch Kunz sprach ein vernichtendes Urteil: „Unser Stromnetz stammt aus der Steinzeit.“
Nach Meinung von Josef Rief wird das neue Gesetz wohl nicht vor September verabschiedet werden. „Lieber vier Wochen länger beraten und die übelsten Sachen rausnehmen“, so seine Meinung.

Text: Steffen Lang/SZ