CDU Senioren besuchen Bauernhaus Museum Wolfegg

08.07.2019

04.07.2019 - Museumsführerin Sabila Präg „Ich erzähle gerne von den Menschen und von den Häusern , in denen sie lebten"

Eine kleine aber sehr interessierte Seniorengruppe, darunter auch Feriengäste aus Nordrhein-Westfalen, fanden sich bei sengender Hitze in Eingangsbereich der Bauernhaus-Museums ein, um sich von Sabila Präg über die Geschichte der historischen Gebäude berichten zu lassen und vor allem etwas über das ärmliche und entbehrungsreiche Leben der einstigen Bewohner zu erfahren.

Sabila Präg , die Erich Müller noch aus seiner früheren Tätigkeit beim Landratsamt Ravensburg kannte und für diesen Nachmittag engagiert hatte, nahm ihre Gäste auch in die ärmliche Lebensweise der Menschen vom 18 .Jahrhundert bis Anfangs des 20. Jahrhunderts mit . Da ist zum Beispiel Pauline Andrinet, die 1904 in Urlau geboren und 1999 verstorben ist. Das Haus Andrinet, 1740 erbaut, steht seit 2004 im Museumsgelände in Wolfegg. Pauline Andrinet führte ein sehr einsames, ärmliches Leben ohne Strom, ohne Wasser und ohne sanitären Anlagen. Sabila Präg berichtete in der Scheuer vom Flachsanbau, von dessen Verarbeitung und steuerte auch eigene Erlebnisse bei.

„ Seinen Löffel abgeben“ „Gut betucht sein“

In den Häusern „Häusing und „ Füssinger“ standen Feste, Feiern und alte Traditionen auf dem Programm. So stand der Herrgottswinkel immer zur Straße und gegenüber strahlte der Kachelofen seine Wärme aus. Der Altbauer hatte beim Essen seinen Platz unter dem Herrgottswinkel, dann kamen die Jungbauern und die Knechte. Gegessen wurde mit dem eigenen Löffel aus einer gemeinsamen Schüssel. Wenn jemand starb, wurde dessen Löffel wieder frei. Daher stamme das Sprichwort „ seinen Löffel abgeben“. Auf die berechtigte Frage, wo denn die Bäuerin, die Töchter und Mägde ihre Plätze hatten, war die klare Antwort : „In der Küche“.

Interessant war auch der Bericht über die damaligen Hochzeiten. Geheiratet wurde immer am Dienstag oder Donnerstag. Die Gäste begutachteten die Aussteuer, die möglichst im „Dutzend“ in den offenen Schränken lag und wollten wissen, ob die Braut auch „ gut betucht“ war. Es soll vorgekommen sein, dass die Bettwäsche vom Zählen und Kontrollieren durch die Finger der Anwesenden danach wieder gewaschen werden musste. Das Hochzeitskleid der Braut war schwarz bis zu ihrem Tod. So war das Brautkleid zugleich ihr Totenkleid. Vor der Hochzeit ging der Hochzeitslader von Haus zu Haus , um die Gäste zur Feier einzuladen. Sabila Präg verstand es, die historischen Gebäude des Museums mit dem kärglichen Leben der damaligen Bewohner zu verbinden und humorvoll darüber zu erzählen. Fotos und Text :Peter Treiber

Bildunterschrift: 1. Foto : Sabila Präg (l) erzählt vom Leben früherer Generationen

Bildunterschrift:  2. Foto: "Die Teilnehmer vor dem Haus Füssinger"