CDU Stadtverband Ravensburg - Ein Tag der Freude und des Dankes

04.10.2019

03.10.2019 - Feierstunde des CDU Stadtverbandes Ravensburg zum Tag der Deutschen Einheit

Zu einer öffentlichen Feierstunde hatte die CDU Ravensburg in das Kornhaus eingeladen.

Auch am 29. Jahrestag der Deutschen Einheit und am 30. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin war der Saal voll besetzt, dazu eröffnete ein Trompetentrio der Musikschule fröhlich und schwungvoll. „Der 3.Oktober ist und bleibt ein Tag der Freude und des Dankes“ stellte Stadtverbandsvorsitzender August Schuler in seiner Begrüßung fest. Die friedliche Revolution sei ein großes Geschenk gewesen. Neben dem Nachdenken über die Vereinigungsjahre 1989/1990 gelte es gemeinsam die Zukunft zu gestalten, sich zu begegnen und im Gespräch zu bleiben. Ein wesentliches Element des Miteinander seien die Städtepartnerschaften.

Bundestagsabgeordneter Axel Müller betonte in seinem Grußwort den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Bilanz der Einheit sei nach 30 Jahren positiv, über die Leistungen der Menschen empfinde er „Stolz und Freude“. Auch ein Gedenkjahr 1949: Unser Grundgesetz, der erste Bundestag, die Wahlen des Bundeskanzlers Konrad Adenauer und des Bundespräsidenten Theodor Heuss, so Axel Müller, seien vor 70 Jahren Marksteine der Demokratie gewesen.

Der Weg zur friedlichen Revolution

Der langjährige Abgeordnete aus dem Bodenseekreis und Minister i.R. Ulrich Müller hielt die Gedenkrede zum Thema „Was lehrt uns die friedliche Revolution von 1989?“ Dass diese Revolution aus der Bürgerschaft heraus sowohl erfolgreich wie auch friedlich verlaufen sei, sei ein unschätzbarer Wert für die deutsche Geschichte, erläuterte Müller. Die damalige DDR und der Ostblock seien 1989 sowohl ökonomisch wie moralisch am Ende gewesen. Der Festredner skizzierte die Wegmarken und Vorboten der Revolution: die Charta 77 der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung, die NATO-Nachrüstung der 80-er Jahre, die Solidarnosc-Bewegung in Polen, die Friedensgebete und die Rolle der Kirchen in der DDR, die wirtschaftliche Sogwirkung des Westens, nicht zuletzt das Wirken von Papst Johannes Paul II und Michail Gorbatschow (Glasnost und Perestroika). Drei entscheidende Daten über 8 Wochen seien 1989 entscheidend gewesen: die Grenzöffnung zwischen Ungarn und Österreich (10.September), die Ausreise der über 4000 Botschaftsflüchtlinge aus Prag (30.September, 1.Oktober) und schließlich der Mauerfall am 9.November. Die DDR sei regelrecht implodiert, die 40-Jahrfeier vom Oktober 1989 sei zu einer „Begräbnisfeier“ geworden. Vor der „Mut vieler Menschen“ bei den Demonstrationen und dem Ruf „Wir sind ein Volk“ habe die SED-Staatsmacht kapituliert.

Lehren aus der friedlichen Revolution

Die CDU habe über Jahrzehnte die vom Grundgesetz aufgetragene „Deutsche Einheit in Frieden und Freiheit“ nie aufgegeben. Ulrich Müller: „Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist!“ Freiheit und Menschenrechte seien universell und unumkehrbar. Der Sozialismus und die Planwirtschaft seien zusammengebrochen, sowohl ökonomisch, politisch und moralisch. Die Menschen hätten sich eindeutig für die soziale Marktwirtschaft entschieden. Die DDR als „rigides und starres System“ habe sich innerhalb von kürzester Zeit aufgelöst. Für die Revolution als historische Situation habe es kein Drehbuch gegeben, die Bundesrepublik und die Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl habe „entschlossen, schnell und klar“ gehandelt und den Grundgedanke des „Beitritts nach Artikel 23 des Grundgesetzes“ umgesetzt. Hilfreich seien die vielen Gruppen und Gesprächskreise in der DDR gewesen. Der Mut und das Engagement von „Wenigen“ sei zu einer Massenbewegung und zu Demonstrationen von „Vielen“ geworden. Die Eigendynamik der Revolution war eine Mischung aus „Entschlossenheit und Besonnenheit“. Die deutsche Westintegration (EU, NATO) habe die 2+4-Verhandlungen möglich gemacht. Ulrich Müller: „Auch bei einer glückhaften Entwicklung sind politische Freunde notwendig!“ Und: „Freiheit ist nicht einfach.“ Die Änderung in den Lebensläufen der Menschen, die biographischen Brüche, der extreme kulturelle und politische Wandel lasse sich nur mit viel Zeit, mit Vernunft und Verstand heilen. Das sei in den vergangenen Jahrzehnten unterschätzt worden. Die Wirklichkeit könne die hohen Erwartungen nicht erfüllen, der Revolutionseuphorie sei der „Katzenjammer, die politische Depression“ gefolgt. Das Fazit von Ulrich Müller für die Menschen in Ost und West: „weiterhin miteinander sprechen und sich oft begegnen.“ Die gemeinsam gesungene Nationalhymne beschloss eine würdige und freudvolle Feierstunde 2019.

Foto: CDU Ravensburg

(von links): Stadtverbandsvorsitzender August Schuler (MdL), Kreisvorsitzender Christian Natterer (Wangen), Christoph Sitta (OV Ravensburg), Festredner Minister i.R. Ulrich Müller, Manfred Büchele (OV Taldorf), Norbert Lins (MdEP), Bernhard Rückgauer (OV Eschach), Axel Müller (MdB), Roland Koch (OV Schmalegg)